Mut zur Lücke

Mut zur Lücke bewiesen die Architekten Nina Nolting und Sebastian Sasse im Zentrum von Halle (Saale). Ihr Neubau auf engstem Raum mit tiefschwarzer Fassade, flankiert von einem Gründerzeitgebäude und einem Plattenbau, ist nicht nur ein authentisches Gegenmodell zum alten Bestand, sondern bietet vor allen Dingen eines – Durchblick, wohin man auch schaut.

„Baulücken in dieser Lage sind nichts an deres als faszinierende architektonische Freiräume mitten in der Stadt. Wenn man die Möglichkeit hat, sie zu nutzen, und obendrein in eigener Sache – was will man mehr“, erinnert sich Sebastian Sasse. Natürlich sei neues Bauen in alter Umgebung stets sehr speziell. Die Baugeschichte, die Ensemblepflege, die Grundstücksausnutzung und das Baurecht setzten engere Grenzen. Ein hohes Maß an planerischer Freiheit gehe damit aber noch nicht grundsätzlich verloren.

Allen ohnehin vorhandenen Gegensätzen zum Trotz entwarfen sie einen äußerst markanten, modernen und scharfkantigen Schwarzbau, der auf beeindruckende Weise die Funktionen Wohnen und Arbeiten flexibel vereint.

Funktion und Gestaltung

Das ganzheitliche Nutzungskonzept des Gebäudes dokumentiert sich schlüssig in seiner Architektur, seiner konstruktiven Logik und in seinem nachhaltigen Energiekonzept. In puncto Energieeffizienz legten die Planer die Messlatte ebenfalls hoch. Die Gebäudehülle ist vollständig und wärmebrückenfrei gedämmt. Damit ist sichergestellt, dass im Zusammenhang mit dem Einsatz effizienter Fernwärme der Stadt Halle der Jahres-Primärenergiebedarf rund 72 Prozent unter den EnEV-Anforderungen für einen Neubau liegt. Die schwarze Fassade, ausgeführt mit dem für Putzfassaden extrem niedrigen Hellbezugswert 5, wird lediglich durch das mit Streckmetall bekleidete Treppenhaus abgesetzt.

Fotos: Hanno Keppel (1,3); Steffen Spitzner (2)